✭✭✭✭✭
Hass. Macht. Gewalt. von Philip Schlaffer* ist die Biografie von einem Neonazi und Rockerboss.
Das Buch zeigt sehr detailreich wie Radikalisierung funktioniert, was genau im Rockermilieu läuft und was Gewaltbereitschaft mit Menschen anstellen kann.
Für zart besaitete Menschen ist das Lesen nicht wirklich etwas. Mich hat es an einigen Stellen absolut umgehauen.
Mit welcher Präzision berichtet wird macht tatsächlich selbst betroffen, verleitet aber durchaus noch mehr und mehr zu lesen. Teilweise konnte ich es gar nicht aus der Hand legen.
Wer ist Philip Schlaffer?
Vor einiger Zeit haben meine Frau und ich eine Dokumentation gesehen, wo Schwerverbrecher interwievt wurden. Quasi so ein nettes Zusammensitzen.
Und was hast du so gemacht? Och, ich hab mit Drogen und Gewalt zu tun gehabt. Achso, na dann…
Ok, ganz so ist es natürlich nicht.
Auf jeden Fall haben wir dort auch den Philip Schaffer gesehen.
Die Geschichte war zu dem Zeitpunkt schon sehr heftig dargestellt.
Das Buch ist nochmal das nächste Level.
Vor einiger Zeit habe ich bereits Der Perser von Kassra Zargaran* gelesen (hier kommst du zu meiner Rezension).
Das hatte auch mit viel Gewalt zu tun.
Doch Herr Schlaffer setzt dem nochmal die absolute Krone auf.
Nichts, was ich bislang gelesen habe, hat mich emotional so aufgewühlt.
Der Inhalt
Maßgeblich ist es eine chronologische Geschichte der Erlebnisse des Autors.
Als Kind sind seine Eltern mit ihm und seiner Schwester nach England gezogen, da sein Vater beruflich eingespannt war.
Das war jedoch nur temporär.
Wieder in Deutschland stieg er in die rechte Szene ein.
Die kriminelle Energie steckte er vor allem in den Rechtsrock, wo er Kontakt zu allen Größen der Branche hatte.
Eine gegründete Kameradschaft in Wismar rundete das Ganze dann im Endeffekt ab.
Der gesamte erste Teil des Buches handelt von den Erlebnissen aus dieser Zeit.
Der Ausstieg aus der rechten Szene. Keiner hat ihn wirklich gedrängt oder dazu angestachelt, dem rechten Ideolismus den Rücken zu kehren.
Doch genau das hat er getan.
Ein fließender Übergang für Philip Schlaffer zur Rockerszene
Als der Ausstieg so langsam aber sicher immer mehr Fahrt aufnahm, wurden im Gegenzug die Aktivitäten erhöht.
Soll heißen, es wurde krimineller.
In vielen Einzelheiten beschreibt Philip Schlaffer, was er alles gemacht hat.
Sogar Namen werden genannt.
Und genau das finde ich persönlich sehr authentisch.
Er hätte auch alles umschreiben können.
Alle Namen ändern können.
Hat er nicht und das finde ich klasse. Es verleiht der Geschichte noch mehr Glaubwürdigkeit.
Prinzipiell hat mich erschrocken, WAS alles so möglich ist.
Wenn man mal eine Netflix Serie guckt, kommt einem schonmal der Gedanke, dass das ganz schön übertrieben ist.
Doch hier ist das Realität.
Die Luft wurde immer dünner als der Rockerclub – die schwarze Schar Wismar verboten wurde.
Die Geschäfte liefen aus dem Ruder.
Im Endeffekt wurde er verhaftet und angeklagt.
In Deutschland stützt sich eine Anklage immer auf Beweise.
Von 8 Anklagepunkten wurden sieben fallen gelassen und im Endeffekt hat die Finanzierung einer Canabisplantage ihm das Genick gebrochen.
Knapp 3 Jahre Gefängnis hieß es mit einem Mal.
Damit war das Kapitel erstmal beendet.
Philip Schlaffer im Gefängnis
Hier beginnt er erstmals intensiv zu reflektieren.
Die Zeit im Gefängnis wird gar nicht so wirklich lange thematisiert.
Doch im Kern lässt sich heraus hören: Es war nicht schön.
DAS kann ich verstehen.
Letzten Endes hat Herr Schlaffer dem kriminellen Leben den Rücken gekehrt.
Er ist zu seinen Eltern gezogen und hat im Prinzip neu angefangen.
Durch Zufall wurde er in einem Telefonat dazu ermutigt ein Facebook Video zu machen.
Das hat sich gelohnt.
Denn genau das ist es, was die Menschen interessiert.
Wer ist der Mensch, den man in den Medien andauernd gesehen hat?
Was macht er und vor allem warum?
Mit seinem Youtube Kanal EX – Rechte Rotlicht Rocker – Philip Schlaffer erreicht der Autor unzählige Menschen und klärt auf.
Das Buch würde ich nicht nur Menschen empfehlen, die Probleme mit Extremismus an sich haben sondern vor allem Heranwachsenen und Jugendlichen.
…
Das Buch bewerte ich an dieser Stelle mit ✭✭✭✭✭ in der Koboldskala.
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